"Traumfrau, verzweifelt gesucht" von Tony Dunham

"Traumfrau, verzweifelt gesucht": Glänzende Komödie im Theater am Sachsenring  -  von BARBRO SCHUCHARDT

 

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Nun liefern wieder zwei junge Schauspieler mit erstaunlicher Professionalität und Sprechkultur ihre Visitenkarte ab. Celina Rongen und Harald Hauber rücken dem unerschöpflichen Thema "Partnersuche" unter Knipps pointierter, temporeicher Regie so frisch zu Leibe, dass die bewährte Form der Zeitungs-Kontaktanzeigen mit ihrer kruden Poesie auch im Zeitalter des Internets noch Biss und Witz hat.

Das Glück liegt vor der Nase

Für den 32-jährigen Harald (so heißt Hauber auch in dem von Jan Bergrath flott übersetzten Stück) scheinen sie die einzige Möglichkeit, seine Einsamkeit zu beenden, nachdem ihn seine Frau Julia nach sieben Jahren Ehe wegen eines anderen verlassen hat. Seine gute Freundin Henriette holt das etwas weltfremde Sensibelchen immer wieder mit praktischen Ratschlägen auf den Teppich zurück - wobei Harald natürlich prompt übersieht, dass das Glück so nah liegt. Oder doch nicht...? Das Ende wird nicht verraten.

Celina Rongen stürmt die Bühne nicht nur als Henriette, sondern verkörpert mit viel Temperament und Spielfreude gleich vier Bewerberinnen aus den Kontaktanzeigen. Erst ist sie Trish, die überdrehte Amerikanerin, die den verschreckten Harald in atemberaubendem Tempo zuquatscht. Danach erscheint sie als esotherische französische Kräuterhexe Camilla, dann als Motorbiene Gabi, die sexuelle Verheißung mit dem kleinen Sprachfehler und schließlich als schwärmerische Hesse-Verehrerin Anja mit dem heißen Wunsch nach 'Vereinigung von Körper und Geist'.

Doch wer jetzt glaubt, dieses lustvolle Feuerwerk von Rollenspielen ließe Harald Hauber alt aussehen, der irrt zum Glück. Bis auf die urkomische Slapstick-Nummer, wo er Gabi im Bus auf den Schoß kotzt, setzt er auf die feinen Nuancen des verklemmten Anti-Helden, der einem Traumbild nachtrauert und an der Realität verzweifelt. Die mimisch delikat aufbereiteten Schattierungen seines Gefühlslebens lassen keinen Gedanken des An-die-Wand-gespielt-Werdens aufkommen.

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Celina Rongen und Harald Hauber suchen die wahre Liebe, © VKKBA / Foto: Weimer
Celina Rongen und Harald Hauber suchen die wahre Liebe, © VKKBA / Foto: Weimer

„Traumfrau, verzweifelt gesucht“ wieder im Theater am Sachsenring: ein heiter-lustiger, aber etwas belangloser Abend über die Suche nach Liebe.

Der Brite Tony Dunham ist einer der produktivsten Autoren Kölns. Ein Stück ist seit 21 Jahren ein Dauerbrenner, gespielt von Rostock bis Regensburg: „Traumfrau, verzweifelt gesucht“. Die Suche nach Liebe verliert eben nie an Dringlichkeit. Auch am Sachsenring war man, als die „Traumfrau“ die Sommerkomödie am Sachsenring war, fast täglich ausverkauft – daher hat Leiter Joe Knipp das Erfolgsstück auch wieder auf den Winterspielplan gesetzt. Der Antiheld heißt Harald – von Harald Hauber als urbaner Computernerd mit Pferdeschwanz und schlaff hängendem Superman-T-Shirt gespielt. Das charakterisiert ihn schön: der mäßig aufregende Informationsanalytiker mit Ambition zu Abenteuern, die aber direkt wieder versanden. Nach anderthalb Jahren Trennung, neuer Hochzeit und Schwangerschaft seiner Ex hat Harald dann doch mal mitgekriegt, dass das Aus mit ihr endgültig sein könnte. Auf Anraten seiner guten Freundin Henriette begibt er sich in den Dschungel der Kontaktanzeigen.

Celina Rongen gibt souverän verschiedenste Frauentypen, mit denen sich der schüchterne Liebesanwärter trifft – und die seine Einsamkeit eher vergrößern. Die überdrehtburschikose Dampfplauderin Trish trägt Leopardengummistiefel und HotPants. Die französische Esoterikerin Camilla umnebelt ihn mit bunten Tüchern und wirren Theorien, und die heiße Motorradbraut Gabi signalisiert zwar sexuellen Appetit, der sich durch ihren penetranten Sprachfehler und das Übergeben im Bus bei Harald allerdings schwer dezimiert hat. Es ist schon schwer mit der Liebe, nie passt alles, und wie soll sich mit völlig Fremden nur Vertrautheit einstellen? Selbst die hübsche Kulturtussi Anja mit ihrer Hesse-Verehrung und geistigen Vereinigungsfantasien kann Harald nicht wiederbringen, was er verloren hat. Die Ex übrigens auch nicht. Die (natürlich auch in Gestalt von Celina Rongen) taucht zwischendurch auf, ist aber mit Kittelschürze und Kleinkind auch nicht mehr die romantische Ikone, als die sie Harald fantasiert. Es gibt nur einen Ausweg aus der Misere, das Publikum merkt die Liebeslösung lange vor Harald: eben jene Henriette, die ihm zur Kontaktanzeige geraten hat. Sie sieht im schicken grauen Kleid ohnehin am besten aus.

Wenn es im echten Leben doch auch so einfach wäre. Was eigentlich witzig sein soll – und es im Sachsenring-Theater oft auch ist – ist auf die Dauer ziemlich deprimierend. Warum soll man einem öden Durchschnittstypen bei missglückten Dates zugucken? Das ist ein Problem des Stücks, aber auch eins der Inszenierung: Zwar spielen Harald Hauber und Celina Rongen sehr spritzig die Pointen aus, aber es nervt, dass ihre Figuren so stark als lebensfremde Karikaturen angelegt sind. Einzig bei Harald schimmert zuweilen jene Traurigkeit und Ausweglosigkeit durch, die einen Dauer-Single schon mal überfallen kann. Schade, dass der Rest mit echtem Leben nicht viel zu tun hat – schließlich ist das mit der Liebe doch viel existentieller als, man an einem lustig-leichten Theaterabend mitteilen kann.

DOROTHEA MARCUS

 

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von Michael Bischoff  - BILD Köln - vom 22.August 2011
von Michael Bischoff - BILD Köln - vom 22.August 2011

 

Köln - Sie erscheint als durchgeknalltes American Girl, als coole Rockerbraut oder als verführerische Traumlady. Die hübsche Celina ist die neue Theater-Traumfrau.

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Worum gehts ? Harald (Harald Hauber) ist von seiner Freundin verlassen worden und sucht verzweifelt eine neue Partnerin. Freundin Henriette überredet ihn zu Kontaktanzeigen. Doch Haralds Suche endet im Liebes-Desaster.

 

Fazit: Celina überrascht in sieben sehr sexy Frauenrollen.

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Großartig an ihrer Seite Harald Hauber voller tiefgründigem Witz.