"Faustrecht" von Gert Ledig

Kriegsschauplatz - Faustrecht in der Bühne der Kulturen

von Sophia Wiese-Wagner

 

Das Licht flackert, die Bewegungen der Figuren wirken verzerrt, statt gerede ertönen Marschmusik und Kriegsgeräusche. Der Einstieg in "Faustrecht" nach dem 1957 veröffentlichten Roman von Gert Ledig (den er selbst für die Bühne bearbeitet hat) mutet wie ein Stummfilm an. Bizarr verschoben ist die Szene, die Regisseur Malte Wirtz vor die eigentliche Handlung gesetzt hat und spiegelt so den Krieg und die Zeit danach wieder, die aus heutiger Sicht unwirklich und fremd wirken.

Die Bühne symbolisiert die Entbehrungen der unmittelbaren Nachkriegszeit eindringlich: Kahl ist es, mit abgewetztem Sofa, einer Kiste mit zwei Stühlen als Essgelegenheit und einer Küche, die aus einer einfachen Wanne und einem Schränkchen mit Teekessel besteht. Robert (Max Heller) und Edel (Eric Carter) haben den Krieg irgendwie überlebt, auch wenn letzterer dabei seine Zähne verloren hat. Wie traumatisiert die Freunde aus dem Elend zurückgekommen sind, dass zeigt sich, als ihr Bekannter Hai (Harald Hauber) ihnen von hinten die Finger in den Rücken hält und sie erstarrt ihre Arme in die Höhe heben. Die tödliche Bedrohung scheint noch immer allgegenwärtig. Hai verspricht Edel ein neues Gebiss, aber nur, wenn sie helfen, einen amerikanischen Jeep zu überfallen.

Während Roberts Geliebte Olga (Isabella Nagy) vehement davon abrät, willigt Robert in den Deal ein - Edel ist sein bester Freund und ein neues Gebiss bedeutet diesem alles. 

Doch der Überfall geht schief, Edel wird angeschossen und bekommt Wundfieber. Als Hai sich endlich aufmacht, lebensrettende Medikamente zu besorgen, bäumt Edel sich ein letztes mal schnaufend und stönend auf - und stirbt.

"Schöner kann es nicht sein", lacht Hai laut vor sich hin, als Olga auch noch Robert im Stich lässt, weil sie mit einem anderen nach Amerika gehen kann.

Was ist Liebe wert, wenn man alleine in der neuen Welt bessere Chancen hat ? Was Freundschaft, wenn es Hilfe nur nach Gegenleistung gibt ? Dem jungen Ensemble gelingt es, mit zurückhaltender Gestik und Mimik diese Fragen aufzuwerfen und die Konflikte überzeugend zu zeigen. 

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Mit "Faustrecht" und dem harten Blick auf die Konflikte der deutschen Nachkriegszeit ist der Einstieg in die neue Saison der Bühne der Kulturen gelungen. Auch wenn die Konflikte kaum noch etwas mit heutigen Problemen gemein haben, so erlebt man auf der Bühne doch ein Stück Zeitgeschichte. Es ist ein Verdienst von Regisseur Malte Wirtz, das selten gespielte Stück wiederentdeckt zu haben. Leider wird es selten bleiben: die Erben des 1999 gestorbenen Schriftstellers haben soeben weitere Aufführungen untersagt. Sehr schade.

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Im Kammerspielchen begeistert ein junges Ensemble, das ein Stück ausgegraben hat,

das 25 Jahre lang nicht zu sehen war.

 

Packend und eindringlich schildert das Drama „Faustrecht“ von Gert Ledig die Gefühle und Nöte der jungen Leute in der Nachkriegszeit. Ernst-Werner Quambusch hat das Stück, das seit 25 Jahren nicht mehr aufgeführt worden ist, für sein Kammerspielchen an der Westkotter Straße ausgegraben.

 

Regisseur Malte Wirtz inszeniert es mit einem hervorragend aufeinander eingespieltem Team junger Schauspieler.

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So können Rob (Max Heller) und Edel (Eric Carter) dem Angebot von Hai (Harald Hauber) nicht widerstehen, der sie zu einem Überfall auf einen amerikanischen Laster überredet.

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Hai schließlich hat immer Alkohol und Leckereien zur Hand, und vor allem verspricht er Edel ein neues Gebiss. Mehr um seinem Freund zu helfen als aus eigener Überzeugung willigt Rob ein. Doch der Überfall misslingt, und die drei Freunde samt der beiden Frauen verkriechen sich voller Angst tagelang in der Wohnung. Jedes Geräusch lässt sie zusammenzucken, keine Lösung scheint in Sicht.

 

Doch das glückliche Ende, offensichtlich schon greifbar nahe, verweigert sich im letzten Moment. Es bleibt nur die Hoffnungslosigkeit.